Lebensrettende Maßnahmen im Fokus
Eggenfelden. Eine Szene, die leider nicht selten vorkommt: Ein Mensch sitzt auf einer Parkbank, fasst sich plötzlich ans Herz, stöhnt auf und sackt zusammen. Was ist in diesem Moment zu tun? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Besuchs der Mitglieder von "Inner Wheel", der Frauenorganisation der Rotary Clubs, im Simulationszentrum der Rottal-Inn Kliniken.
Bei einer informativen Führung durch den Intensivmediziner und Anästhesisten Dr. med. Thomas Riedel erhielten die Besucherinnen wertvolle Einblicke in die Arbeit des Simulationszentrums. Diese Einrichtung, die normalerweise nur in größeren Kliniken in Ballungszentren zu finden ist, wurde mit Unterstützung des Krankenhausfördervereins ins Leben gerufen.
Die Teilnehmerinnen hatten die Gelegenheit, ein hochmodernes Patientenzimmer zu besichtigen, das mit Geräten ausgestattet ist, die einer zeitgemäßen Intensivstation entsprechen. Besonders beeindruckend war der täuschend lebensecht gestaltete „Patient“, der offensichtlich schwer erkrankt im Klinikbett lag.
„Wir können hier jeden denkbaren Zustand simulieren: von starken Schmerzen über abfallenden oder steigenden Blutdruck bis hin zu ungewöhnlichen Herzrhythmen und Sauerstoffmangel – praktisch jeder Notfall kann nachgestellt werden“, erklärte Dr. Riedel. Er betonte zudem: „Wenn unsere Auszubildenden und auch erfahrenen Mitglieder des Pflegeteams hier zur Schulung sind, vergessen sie schnell, dass es sich nicht um eine reale Situation handelt.“
Die angehenden Pflegekräfte betreten den nachgestellten Intensivraum ohne Vorwarnung und wissen nicht, was sie erwartet. Die Abläufe werden aus einem Nebenraum gesteuert und über Kameras übertragen. „Wenn dann plötzlich der künstliche Patient Schmerzen hat, Geräusche von sich gibt oder sogar die Atmung aussetzt, muss das Pflegeteam sein Wissen und Können unter Beweis stellen“, so Dr. Riedel weiter. Dieser Besuch verdeutlichte eindrucksvoll die Bedeutung von praxisnaher Ausbildung in der Notfallmedizin und die wertvolle Rolle des Simulationszentrums für die Ausbildung zukünftiger Pflegekräfte.
Nicht immer verläuft alles sofort und reibungslos – das ist eine Erkenntnis, die Dr. Riedel den Teilnehmerinnen mit auf den Weg gab. „Solche Situationen kann man nicht erwarten, dass sie perfekt gemeistert werden“, erklärte der Arzt. Entscheidend sei jedoch, dass die im Video dokumentierten Handlungsabläufe später in Ruhe analysiert und besprochen werden. „Die Ausbilder zeigen auf, wo Fehler gemacht wurden, aber auch, was gut funktioniert hat. Aus diesem Feedback lernt man am meisten“, ist er überzeugt, ebenso wie Elisabeth Schoske, die Leiterin der Berufsfachschule für Pflege. Das Simulationszentrum stellt somit einen Meilenstein in der Pflegeausbildung dar.
Doch die Mitglieder von Inner Wheel mussten auch selbst aktiv werden: Dr. Riedel demonstrierte ihnen, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, wenn ein Mensch plötzlich alle Symptome eines Notfalls zeigt. In solchen Momenten darf keine Zeit verloren gehen: „Jetzt zählt jede Sekunde, um schwere Schäden oder sogar den Tod zu vermeiden.“ Die Atmung muss überprüft und der Puls gefühlt werden. Wenn keine Lebenszeichen mehr vorhanden sind, gilt es sofort mit der Herzdruckmassage und Atemspende in regelmäßigen Abständen zu beginnen. Gleichzeitig sollte ein weiterer Helfer den Notruf alarmieren und gegebenenfalls den nächstgelegenen öffentlich zugänglichen Defibrillator holen – all dies kann entscheidend sein, um ein Leben zu retten.
Theorie ist das eine, die praktische Anwendung das andere: An den Simulationspuppen hatten die Besucherinnen die Möglichkeit, ihr neu erlerntes Wissen direkt auszuprobieren. Sie folgten dem Beispiel des Arztes und führten die Herzmassage mit „Schmackes“ durch. Besonders erfreulich war es für sie, wenn die Simulationspuppe positiv darauf reagierte. Dennoch gestanden viele Damen ein, dass dies eine Herausforderung darstellt; schließlich lag der letzte Erste-Hilfe-Kurs vor ihrer Führerscheinprüfung schon einige Zeit zurück. Umso erfreulicher war es für Dr. Riedel zu hören, dass einige der Teilnehmerinnen bereits einen Wiederholungskurs beim BRK ganz oben auf ihre To-do-Liste gesetzt haben.