Es kommt auf jede Minute an
Eggenfelden. Alle zwei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall, insgesamt sind das 270 000 Fälle im Jahr. Jeder diese Schlaganfälle kann tödlich sein oder schwere neurologischen Auswirkungen haben, die den betroffenen Menschen und seine Angehörigen in der Lebensführung und in der Lebensqualität massiv einschränken können. Die Rottal-Inn Kliniken veranstalteten jetzt wieder einen „Aktionstag gegen den Schlaganfall“ und erlebten dabei einen regelrechten Ansturm an Besucherinnen und Besuchern.
Am Standort Eggenfelden betreiben die Rottal-Inn Kliniken eine „Stroke Unit“, eine Abteilung, die sich auf die Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert hat. „Es ist heute der Standard, dass Patienten mit der Diagnose oder dem Verdacht auf einen Schlaganfall in eine Stroke Unit gebracht werden müssen, denn hier sind rund um die Uhr Fachleute in Bereitschaft, die sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich genau wissen, was zu tun ist“, erklärte am Aktionstag der Chefarzt der Kardiologie der Rottal-Inn Kliniken, Prof. Dr. med. Gleißner, denn der Schlaganfall ist eine Erkrankung des Herz- und Kreislaufsystems. An diese Abteilung ist auch die Stroke Unit angeschlossen, sie steht unter der Leitung des Neurologen Hans-Georg Gramsl.
Was in der Klinik getan wird, wenn ein Patient mit Verdacht auf Schlaganfall eingeliefert wird, stellte Hans-Georg Gramsl in seinem Vortrag vor. Zuvor machte er aber auch deutlich, dass der Schlaganfall immer auch eine Vorgeschichte hat: Bluthochdruck, zu hohe Cholesterin- und Triglyceridwerte, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum. „Das sind Themen, die jeder für sich beeinflussen kann: sei es nur durch etwas Verzicht und regelmäßige CheckUps in der Arztpraxis“, erklärte Gramsl.
Doch mindestens ebenso wichtig ist das sofortige Handeln, wenn es zu bestimmten Auffälligkeiten kommt. Weltweit gibt es für diesen Fall eine einfache Regel, die so genannte „Be Fast“-Regel, zu Deutsch heißt das nicht anderes als „Sei schnell“. „A“ steht für „Arms“, also „Arme“: der Patient soll beide Arme ausstrecken und dann die Handflächen umdrehen. „S“ steht für „Speech“, also „Sprache: Kann der Patient einen einfachen Satz nachsprechen? „T“ steht für „Time“, als „Zeit“: weiß der Patient, wie lange er diese Symptome schon hat? Wenn nicht: weiß es vielleicht ein Angehöriger? „Wenn eine dieser Fragen nicht beantwortet werden kann, dann heißt es, möglichst schnell den Rettungsdienst zu verständigen und auch am Telefon schon den Verdacht auf einen Schlaganfall zu äußern“, erklärte der Neurologe in seinem Referat, denn: „Jetzt läuft die Zeit, denn je schneller der Patient optimal behandelt wird, desto besser sind die Chancen, die möglichen Schäden zu verhindern oder zumindest klein zu halten“. In der Stroke Unit sei dies am besten möglich, hier können die notwendigen Untersuchungen zeitnah durchgeführt werden.
Wenn die akute Phase überstanden ist, geht die Behandlung auf einer anderen Ebene weiter: „Bei uns findet dann alles in Zusammenarbeit von ärztlichem und pflegerischen Dienst, mit Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie statt, eingeschaltet werden auch die Ernährungsberatung und der Sozialdienst, hält der Mediziner fest. In seinem Vortrag hielt er, ebenso wie Chefarzt Gleißner, aber vor allem noch einmal fest: „Je schneller der Notruf unter 112 abgesetzt wird, umso besser für die Patienten. Bitte zögern Sie im Verdachtsfall nicht – jede Verzögerung kostet Gehirnzellen“, brachte er dieses Anliegen auf den Punkt.
Neben den Experten-Referaten gab es am Aktionstag auch eine Reihe von Informationsständen, an denen man verständliche Aufklärung zum Thema Schlaganfall erhalten konnte. „Lieber fragt man zwei Mal nach, wir informieren gerne so, dass es jeder versteht – denn wenn dann im Ernstfall jemand weiß, um was es geht und richtig reagiert, dann ist das auch für uns die beste Unterstützung, um bei einem Schlaganfall zu helfen“.