Kleines Gelenk kann großen Ärger machen

4. Therapeutentag der Rottal-Inn Kliniken stellt Kiefergelenk in den Mittelpunkt

Eggenfelden Zum 4. Mal fand der Therapeutentag der Abteilung für Physiotherapie der Rottal-Inn Kliniken statt, zum ersten Mal in den Räumlichkeiten der Gesundheitsakademie Rottal-Inn. Therapeuten aus ganz Niederbayern waren gekommen, um sich über aktuelle Themen zu informieren. Im Mittelpunkt des Interesses der über 80 Teilnehmer stand in diesem Jahr das Kiefergelenk – ein kleines Gelenk, dass aber durchaus große Probleme machen kann.

Nach den Begrüßungsworten von Prof. Dr. Marc Wick startete Dozent Karl Henger von der BMT-Akademie mit Einzelheiten zur Biomechanik des Kiefergelenkes - ein komplexes Thema, das auf große Aufmerksamkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer stieß.

Osteopath Tobias Hasenfratz, ebenfalls Dozent der BMT-Akademie erklärte in seinem Vortrag, wie eine Krankengeschichte im Kiefergelenk entsteht: die gestörte Funktion im Kopf-Kiefer-Bereich - in Fachkreisen CMD genannt – zum Fall für einen Therapeuten wird: nicht selten werden Patienten mit einem Rezept von ihrem Zahnarzt oder Kieferorthopäden mit der Diagnose „CMD“ in eine Therapeutenpraxis überwiesen. Hasenfratz erklärte aber auch, dass andere Krankheitsbilder wie das HWS-Syndrom oder Kopfschmerzen durch die CMD entstehen können: „Dabei denken viele Patienten gar nicht daran, dass ihre Schmerzen aus dem Kiefer kommen können“, so der Experte.

Medizinerin Dr. Judith Bäumler zeigte mit ihrem Vortrag über kieferorthopädisches Management auf, welche Behandlungsmöglichkeiten bei einer CMD-Problematik aus kieferorthopädischer Sicht bestehen. „Die Entlastung des Kiefergelenkes durch Schienen ist sicher ein wichtiges Thema“, machte sie deutlich. In manchen Fällen brauche es eine Umstellung der Zähne mit so einer Schiene oder auch mit einer festen Spange. „Dank moderner Technik sind aber mittlerweile viele Probleme tatsächlich mit einer Schienenbehandlung regulierbar“, erklärte die Eggenfeldener Kieferorthopädin.

Neurologe Dr. Thomas Wieser informierte über die Ursachen und Behandlungsstrategien bei Kopf- und Gesichtsschmerzen. Eine nicht seltene Ursache seien durch Medikamente verursachte Kopfschmerzen, „dabei ist zunächst die Entwöhnung von diesen Medikamenten von großer

Bedeutung“, so der Neurologe, der auch erklärte, dass Verspannungen im Kiefer- oder Schulter- Nacken-Bereich fast immer eine Rolle spielen.

Über die Verbindungen vom Kiefergelenk auf weitere Strukturen des Köpers, ging Alexander Meier, Abteilungsleiter der Physiotherapie in den Rottal-Inn Kliniken ein. „Schultern, Rippen, Nerven, Muskeln - sie alle können beeinflusst werden oder Einfluss nehmen – im Menschen hängt eben alles zusammen“, stellte er klar.

Zum Abschluss warf Carola Gschöderer (stv. ltd. Physiotherapeutin) einen Blick auf den Therapeuten selbst. Was braucht es, damit der Therapeut für seine Patienten da sein kann? Themen wie Schlaf, Akzeptanz & Loslassen, Selbstwirksamkeit und Freude wurden angesprochen.