"Der Bedarf ist da"

Anbau der Psychosomatische Fachklinik eingeweiht - 9,27 Millionen Euro investiert

Simbach. Bei einer Feierstunde wurde jetzt der neue Anbau der psychosomatischen Fachklinik der Rottal-Inn Kliniken in Simbach a. Inn eingeweiht. 9,27 Millionen Euro wurden investiert. Mit dem Neubau konnte die Infrastruktur des Hauses ebenso entscheidend verbessert werden wie auch die Behandlungs- und Arbeitsabläufe und die Unterbringung der Patienten.

Aus den zwölf Betten, mit dem die psychosomatische Medizin im Jahr 1996 in Simbach ihren Anfang nahm, sind mittlerweile 190 geworden. Die Klinik genießt einen sehr guten Ruf in ganz Bayern und darüber hinaus, wie die Anwesenden bei der Feier betonten.

1996 mit zwölf Betten begonnen
Kliniken-Vorstand Bernd Hirtreiter begrüßte die Gäste und schilderte den Weg von den ersten Planungen des neuen Gebäudes bis zur jetzigen Inbetriebnahme – und dies war kein leichter Weg: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten sich in der Bauzeit ja nicht nur mit der Corona-Pandemie und entsprechenden Hygienekonzepten befassen, sondern sie hatten es zusätzlich mit einer großen Baustelle zu tun. Sowohl unser Team als auch die beteiligten Firmen haben alles getan, um die Belastung auch für die Patienten so gering wie möglich zu halten, das nötigt schon Respekt ab“, sagte Hirtreiter.

Er erinnerte daran, dass die Firma Medcura, die mit Bernd Hirtreiter und Gerhard Schlegl seit 2017 die Vorstände der Rottal-Inn Kliniken stellen, schon sehr früh mit dieser Baumaßnahme befasst waren. Nach mehreren Gesprächen sei festgestellt worden, dass man den Klinikstandort Simbach baulich weiterentwickeln musste, um den Ansprüchen an eine hervorragend angenommene Akutklinik für Psychosomatik mit 170 Betten gerecht zu werden -zumal ein ausgewiesener Bedarf an weiteren 20 Betten bestand. „Uns war klar: der Bedarf ist da, weil es viele Menschen gibt, die die in der Fachklinik angebotene Hilfe brauchen. Wir wollen, dass sie Hilfe bekommen – und deshalb sind wir heute sehr glücklich darüber, dass es uns gelungen ist, dieses Vorhaben umzusetzen“, so Bernd Hirtreiter.

Zielsetzung der Planungen sei vor allem die Neustrukturierung der Klinik, die zeitgemäße Anpassung des Raumbedarfs, sowohl durch Vergrößerung der Pflegestützpunkte und Pflegebereiche als auch die Verbesserung des gesamten Therapiebereichs und der notwendigen Dienst- und Behandlungsmöglichkeiten sowie natürlich die Verbesserung der Unterbringung der Patienten gewesen, denn: „Im Gegensatz zu rein somatischen Kliniken verbringen die Patienten in Simbach ja mehrere Wochen“, erklärte Bernd Hirtreiter. Auch eine barrierefreie Anbindung der Nebengebäude musste eingeplant werden und letztendlich wurde ein Schwerpunkt auch auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelegt.

Kosten wird die Baumaßnahme den Planungen zufolge rund 9,27 Millionen Euro. Dafür haben die Kliniken sieben Millionen Euro als Förderung vom Freistaat zugesagt bekommen, der Landkreis selbst als Träger des Kommunalunternehmens Rottal-Inn Kliniken hat einen Eigenanteil von 2,27 Euro geschultert – bei beiden Geldgebern bedankte sich der Vorstand dafür sehr herzlich.

„Pandemie hat seelische Folgen hinterlassen“
Landrat Michael Fahmüller, der auch Vorsitzender des Verwaltungsrates der Kliniken ist, freute sich in seinem Grußwort über „endlich wieder einen Termin, über den wir alle der uns allen Freude macht“. In den letzten Monaten sei es so gewesen, dass man das Wort „Klinik“ fast nur noch im Zusammenhang mit dem Wort „Corona“ aussprechen konnte. „Doch unsere Kliniken haben in einer schweren Zeit bewiesen, dass sie auf hohem Niveau handeln und vor allem behandeln können“, so Fahmüller. Er sei sehr stolz auf dieses Team, „das auf allen Ebenen und in allen Bereichen jeden Tag das Beste gibt, um Menschen zu helfen“.

Fahmüller zeigte sich überzeugt, dass die Baumaßnahme genau zur rechten Zeit beendet wurde, denn die Pandemie habe bei vielen Menschen nicht nur körperliche, sondern auch seelische Folgen hinterlassen. „Die Trauer über den Verlust lieber Menschen, die gestorben sind, ohne dass man sich von ihnen verabschieden konnte, die Überlastung, die Unsicherheit, auch die Angst, die so eine Pandemie bei nicht wenigen Menschen hervorruft – das alles hat Spuren hinterlassen, die dann über die Psyche auch zu körperlichen Beschwerden führen können“, so der Landrat.

Es sei dann schon ein gutes Gefühl zu wissen, dass in der Rottal-Inn Klinik in Simbach den Menschen, die unter psychosomatischen Beschwerden leiden, sehr gut geholfen wird. Er bedankte sich an dieser Stelle bei allen Akteuren, insbesondere auch bei Pedro Henzel, der die Bauprojekte der Rottal-Inn Kliniken organisiert und bei den beiden Vorständen, „die das Projekt mit großem Einsatz vorantrieben“.

MdL Martin Wagle nannte die Eröffnung des Neubaus einen guten Tag für die Patientinnen und Patienten. Neben dem großen Engagement des Landkreises, des Kreistages und des Verwaltungsrates für eine gute stationäre Patientenversorgung werde auch der Beitrag des Freistaates deutlich, wenn es darum geht, kranken Menschen zu helfen. Martin Wagle versicherte, dass er sich auch künftig für die Unterstützung der Kliniken im Landkreis Rottal-Inn stark machen werde.

Chefarzt Dr. med. Jürgen Gosda, der die Psychosomatik seit 25 Jahre leitet, betonte die Bedeutung dieses Fachgebietes der Medizin: „Mir lagen und liegen besonders die psychosomatischen Patienten im engeren Sinne am Herzen.“ Dies seien Patienten mit Körpersymptomen unklarer Herkunft, die immer wieder andere Ärzte aufzusuchen würden, wobei die Mediziner jedoch immer wieder aufs Neue keinen organischen Schaden feststellen könnten. 

„Nicht sprechende Medizin“
Den größten Unterschied zu anderen Kliniken sieht Dr. Gosda im Stellenwert der „nicht sprechenden“ Medizin, die in Simbach in den sogenannten „Komplementärtherapien“ wie Wahrnehmungs-, Koordinations-, Körper-, Bewegungs-, Tanz-, Kunst- und Gestaltungstherapie etabliert haben. Und er nannte noch eine Besonderheit der Klinikd: „Wir haben immer schon darauf geachtet, möglichst das persönliche Umfeld der Patienten mit einzubeziehen“, so der Mediziner. Durch das durchdachte und erfolgreiche Therapieangebot sei die Klinik gut gerüstet für die Zukunft.