Kleine Kapsel bietet große Hilfe für das Herz

Premiere: An den Rottal-Inn Kliniken wurde der kleinste Schrittmacher der Welt implantiert

Freuen sich über die gelungene Premiere: Der kleinste Schrittmacher der Welt wurde am Krankenhaus Eggenfelden eingesetzt. Mit dabei waren: (von links) Kardiologische Assistentin Katharina Knott, Chefarzt Prof. Dr. med. Christian Gleißner, Leitender Oberarzt Dr. med. Mohammadreza Akhavanpoor, Andreas Kramlinger als Stationsleitung des Herzkatheterlabors sowie die beiden kardiologischen Assistentinnen Kathrin Hasreiter und Victoria Lehnert.

Premiere: An den Rottal-Inn Kliniken wurde der kleinste Schrittmacher der Welt implantiert

Eggenfelden. Hochleistungsmedizin auch im ländlichen Raum anzubieten: das ist eines der Ziele, das sich der Chef-Kardiologe der Rottal-Inn Kliniken, Prof. Dr. Christian Gleißner, gesetzt hat. Jetzt hat er mit seinem Team einen weiteren Meilenstein gesetzt: der kleinste Herzschrittmacher der Welt wurde einem Patienten direkt im Herzen implantiert.

Die so genannte „Micra-Kardiokapsel“ bezeichnet Prof. Gleißner als einen „wichtigen Baustein moderner Schrittmachertherapie“ und er verweist auf die deutlichen Unterschiede zum konventionellen Schrittmacher: „Die üblichen Geräte werden mit einer kleinen Narbe im Bereich des Schlüsselbeins implantiert und sind über Kabel mit dem Herzen verbunden. Die Micra-Kardiokapsel wird über die Leistenvene mit einem Kathetersystem direkt im Herzen implantiert“, bringt es der Mediziner auf den Punkt.

Jetzt wurde erstmals an den Rottal-Inn Kliniken ein Patient mit einem solchen kabellosen Schrittmacher behandelt. „Mittel- bis langfristig wird die Micra-Kardiokapsel sicherlich die bisherige Schrittmachertechnologie mit der Narbe im Bereich des Schüsselbeins und den Kabeln zum Herzen ersetzen“ so der Chefarzt, der gemeinsam mit Dr. Mohammadreza Akhavanpoor, dem Leitenden Oberarzt der Abteilung, den Eingriff vornahm.

Prof. Gleißner erinnert auch an die Geschichte des lebensrettenden Schrittmachers: Am 6. Oktober 1961 sei der erste Herzschrittmacher in Deutschland implantiert worden, die Geräte, entwickelt in den Vereinigten Staaten, waren eine medizinische Sensation. „Der Eingriff fand damals am offenen Herzen statt, das Gerät wog 300 Gramm und hatte eine Batterielaufzeit von etwa 18 Monaten. Heute sind Schrittmacher in etwa so groß wie eine kleine Streichholzschachtel und wiegen zwischen 20 und 50 Gramm. Die Implantation findet in örtlicher Betäubung unter leichter Narkose statt. Eine moderne Schrittmacherbatterie hält zehn Jahre und länger“, beschreibt der Chefarzt den großen medizinischen Fortschritt in der Schrittmachertherapie.

Es gibt aber auch Patienten, für die ein solches Aggregat nicht in Frage kommt, weil zum Beispiel die Venen zum Arm teilweise verschlossen sind, so dass ein Kabel dort nicht platziert werden kann. Auch bei Patienten, bei denen die entsprechenden Venen für eine Dialyse bei Nierenerkrankungen oder eine Chemotherapie bei Tumorleiden benötigt werden, konnten die „herkömmlichen“ Schrittmacher nicht immer und problemlos verwendet werden. Sie mussten bislang in größere Zentren verlegt werden, die zumeist an Universitätskliniken angesiedelt sind, wo sie mit „kabellosen“ Schrittmachern versorgt werden konnten. „Eine solche Verlegung ist für unsere Patienten nun nicht mehr notwendig“ erklärt Prof. Gleißner. Die Behandlung und Nachsorge könne wohnortnah am Klinikum Eggenfelden stattfinden.

Der „Micra“ ist der kleinste Schrittmacher, den es derzeit auf dem Markt gibt. Er ist ganze 24 Millimeter lang und hat einen Durchmesser von 9 Millimetern. „Auch wenn wir in Eggenfelden bei der konventionellen Schrittmacherimplantation mit einem Wundverschluss, der aus der plastischen Chirurgie kommt, nur sehr unauffällige Narben im Bereich der Schrittmachertasche erreichen, ist das Ergebnis ganz ohne Narbe natürlich überlegen“, sagt Leitender Oberarzt Dr. Akhavanpoor. Und dabei gehe es nicht nur um eine optische Frage: „Bei der Implantation der Micra-Kapsel entfallen die Risiken einer Infektion, die bei offener Operation zwar niedrig, aber nie zu 100 Prozent zu vermeiden sind, hält er fest. Auch spätere mögliche Komplikationen, wie das Verrutschen der Kabel sowie Infektionen oder Verschlüsse der Venen, durch die die Kabel laufen, würden komplett entfallen. „Darüber hinaus geht der Eingriff über das Leistengefäß deutlich schneller und dauert nur etwa 30 Minuten“, betonen Gleißner und Akhavanpoor.