Premiere geglückt

51-Jähriger überlebt schweren Infarkt: Kardiologen der Rottal-Inn Kliniken setzen erstmals kleine Herzpumpe ein

Eggenfelden. Mit einer Behandlung, die sonst nur in deutlich größeren Kliniken durchgeführt wird, konnten die Kardiologen am Rottal-Inn-Klinikum in Eggenfelden dem 51-jährigen Andreas Hiermeyer aus Unterdietfurt das Leben retten: Er überlebte einen schweren Herzinfarkt dank des Einsatzes einer der kleinsten Herzpumpen der Welt. Dieser Eingriff wurde zum ersten Mal im Klinikum Eggenfelden durchgeführt.

An diese Nacht wird Andreas Hiermeyer wohl noch lange denken – auch wenn er sich selbst, wie er berichtet, eigentlich an nichts mehr erinnern kann. Als der 51-Jährige mitten in der Nacht den Notarzt ruft, ist ihm aber klar, dass etwas nicht stimmt. Er beklagt Brustschmerzen, ihm ist übel, kalter Schweiß bricht aus ihm heraus. Als der Notarzt nach einer knappen Viertelstunde eintrifft, ist die Diagnose klar: akuter Herzinfarkt – also schnell in die Rottal-Inn-Klinik nach Eggenfelden. Noch unterwegs erleidet der Patient einen Kreislaufstillstand, er muss reanimiert und künstlich beatmet werden.

Lebensbedrohlicher kardiologischer Schock
In der Klinik ist das Herzkatheterteam bereits eingetroffen – es ist drei Uhr morgens. Der jetzt völlig instabile Patient wird direkt ins Katheterlabor gebracht. Dr. Mohammadreza Akhavanpoor, der leitende Oberarzt der Kardiologie, ist in dieser Nacht im Rufdienst und sofort beginnt er mit der Behandlung. Schnell gelingt es ihm zusammen mit dem Team des Herzkatheters, eine verschlossene Arterie des Herzens wiederzueröffnen und mit einem Stent zu stabilisieren. "Um kurz vor vier Uhr morgens wurde der Patient auf die Intensivstation gebracht", berichtet der erfahrene Mediziner.

Doch obwohl die Durchblutung des Herzens wieder hergestellt ist, verschlechtert sich die Kreislaufsituation zunehmend – die medikamentöse Kreislaufunterstützung reicht nicht aus, der Patient rutscht ins Organversagen, Mediziner sprechen in so einem Fall vom "kardiogenen Schock", und der ist lebensbedrohlich. "Mir war klar, dass der Patient innerhalb weniger Stunden sterben würde, wenn wir nicht handeln", so Dr. Akhavanpoor.

Er informiert Prof. Christian Gleißner, den Chefarzt der Kardiologie, zusammen treffen sie die Entscheidung, das Herz des Patienten mit einer sogenannten "Mikroaxialpumpe" zu entlasten. "Diese implantierbare Pumpe kann über die Schlagader für einige Stunden bis Tage ins Herz des Patienten eingelegt werden und übernimmt einen Teil der Pumpleistung, bis das Herz sich erholt hat", erklärt Prof. Gleißner und er fügt hinzu: "Seit letztem Jahr können wir in Eggenfelden Patienten im akuten Herzkreislaufversagen mit dieser Therapie versorgen, das ist sicher keine Selbstverständlichkeit für ein Haus dieser Größe."

Zunächst kommt es nach diesem Eingriff tatsächlich zu einer Kreislaufstabilisierung – die Situation scheint unter Kontrolle. Als der Zustand des Patienten sich im Lauf des Nachmittags trotz der mechanischen Kreislaufunterstützung weiter verschlechtert, werden die chirurgischen Kollegen des Deutschen Herzzentrums in München hinzugezogen, zu denen aus Eggenfelden ein "kurzer Draht" besteht. Schnell wird entschieden, einen Hubschrauber mit einer "ECMO", einer externen Herz-Lungen-Maschine, nach Eggenfelden zu schicken, das könnte die letzte Hoffnung für Andreas Hiermeyer sein.

Gemeinsam mit dem herzchirurgischen Kollegen implantieren Prof. Gleißner und Dr. Akhavanpoor abends gegen 20 Uhr die ECMO, die ab diesem Zeitpunkt nahezu die komplette Herzarbeit übernimmt. Danach wird der Patient gegen 22 Uhr nach München geflogen. "Die Chancen, dass der Patient überleben würde, habe ich zu diesem Zeitpunkt bei deutlich unter 50 Prozent gesehen", sagt Prof. Gleißner heute, aber er stellt auch fest: "In so einem Kampf gibt man als Arzt nicht auf, da wird alles getan, was sinnvoll und möglich ist, denn es geht um ein Menschenleben."

Am nächsten Tag erhält das Herzkatheterteam in Eggenfelden gute Nachrichten aus München: Der Patient lebt noch, ja er hat sich sogar deutlich stabilisiert. Eine gute Woche später wird er – ECMO und Mikroaxialpumpe sind mittlerweile wieder entfernt – mit eigenem Kreislauf auf die Intensivstation in Eggenfelden zurückverlegt. "Sein Zustand hat sich zu unserer Freude von Tag zu Tag gebessert", so Prof. Gleißner. Nach knapp zwei Wochen auf der Intensiv- und Normalstation wird er in eine Anschlussheilbehandlung verlegt", danach wird Herr Hiermeyer wieder voll am Leben teilnehmen können", freuen sich seine Ärzte.

Weitere Premiere: ECMO implantiert
Und das ist eben keine Selbstverständlichkeit, wie der Chef-Kardiologe klarstellt: 10 bis 15 Prozent aller Patienten mit einem Herzinfarkt sterben sofort, ein weiteres Drittel auf dem Weg in die Klinik. "Deshalb ist es so wichtig, bei den ersten Anzeichen die Notrufnummer zu wählen", mahnt er.

Eine lebensbedrohliche Komplikation ist das akute Herz-Kreislauf-Versagen, dass zu einem Versagen aller Organe und bei 50 Prozent aller Patienten innerhalb von Minuten bis Stunden zum Tode der Patienten führt. "Dass wir in den Rottal-Inn Kliniken die Therapie mit der Mikroaxialpumpe anbieten können, rettet deshalb effektiv Leben", sagt Prof. Gleißner. Die Implantation einer ECMO war in Eggenfelden sogar eine absolute Premiere.

Prof. Christian Gleißner und Dr. Akhavanpoor sind sich aber auch einig: "Einem relativ jungen Patienten in einer solchen Ausnahmesituation zu helfen und den Weg zurück ins Leben zu ermöglichen, ist alle Anstrengungen wert und das Beste, was uns Medizinern passieren kann."