In 48 Stunden zurück im Krisenmodus

Rottal-Inn Kliniken ziehen positive Bilanz nach der ersten Corona-Welle und wappnen sich für die zweite

"Rückblickend betrachtet kann man sagen: Wir haben uns in dieser ersten Corona-Welle sehr gut gehalten", darin sind sich mit Blick auf die Epedemie die beiden Vorstände der Rottal-Inn-Kliniken, Bernd Hirtreiter und Gerhard Schlegl, mit dem Ärztlichen Direktor der Kliniken, Dr. Klaus Kienle, dem Leitenden Oberarzt Dr. Thomas Riedel und Pflegedirektorin Carola Heikaus einig. Doch in ihrer ersten Bilanz der letzten Wochen und Monate stellen sie auch gemeinsam fest: Es war eine sehr große Herausforderung, die hier bewältigt werden musste.

"Es war Mitte Februar, als zum ersten Mal klar wurde, da rollt etwas auf die Kliniken in Deutschland zu, das man auf keinen Fall unterschätzen darf", erinnert sich Dr. Klaus Kienle. Die Zahlen aus China, die durch die Medien gingen, wurden genau verfolgt, sowohl die Vorstände als auch die Mediziner versuchten ständig, auf dem Laufenden zu bleiben. "Zuvor habe ich ganz ehrlich gedacht, das ist viel Schwarzmalerei, das betrifft uns doch nicht", gesteht Dr. Kienle.

Aber lange wähnte sich der Ärztliche Direktor nicht in Sicherheit: "Auch bei uns in den Rottal-Inn-Kliniken waren die Alarmglocken deutlich zu hören. Uns war schnell klar, dass wir uns gut vorbereiten müssen – auch wenn wir noch gar nicht genau wussten, was uns erwartet". Schnell wurde ein Krisenstab zusammengestellt, zuerst im größeren, dann ganz bewusst im kleineren Kreis, denn: "Es war wichtig, Entscheidungen schnell und unkompliziert zu treffen. Das geht in einem kleinen Team schneller, auch wenn dann natürlich auch die Verantwortung für alles Vorgehen auf weniger Schultern verteilt ist", erklärt Vorstand Bernd Hirtreiter.

Ihm war es wichtig, die Mitarbeiter jeweils auf dem aktuellen Stand zu halten und auch die notwendigen Vorbereitungen zu treffen für deren Schutz, denn: "Uns allen war klar, dass wir unser Personal bestmöglich schützen müssen, denn ohne eine ausreichende Besetzung wäre eine möglicherweise doch große Zahl von Covid-19-Patienten nicht so zu versorgen, wie das bei dieser potenziell sehr schweren oder sogar lebensbedrohlichen Erkrankung notwendig ist."

Pflegedirektorin Carola Heikaus ist immer noch stolz auf die große Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter: "Da gab es ganz viel Solidarität und Zusammenhalt", berichtet sie. Hygienepläne wurden durch die Experten der Kliniken aufgestellt und dann konsequent umgesetzt. Auf den eigens eingerichteten Corona-Stationen in Eggenfelden und Pfarrkirchen wurde alles vorbereitet. "Für viele von uns gab es speziell in der ersten Zeit, in der die Patientenzahlen ständig stiegen, nur wenig freie Zeit und kein Wochenende", so Klinik-Vorstand Bernd Hirtreiter. Ihm war die Kommunikation besonders wichtig, denn es sollten keine Lücken entstehen in der Versorgung.

Da kamen dem Klinik-Manager dann auch "glücklicherweise vorhandene gute, in Jahren gewachsene und manchmal auch persönliche Verbindungen" zugute: "Wir konnten sicherstellen, dass es ausreichend Schutzkleidung gab und auch die Vorräte an Desinfektionsmitteln immer auf einem Stand war, der zur Sicherheit von Patienten und Personal beitrug. Damit ging es uns sicher besser als mancher anderen Klinik. Wir waren sogar in der Lage, andere Gesundheitseinrichtungen und niedergelassene Ärzte mit ausreichend persönlichen Schutzausrüstungen zu versorgen. Die Koordination übernahm das Landratsamt und die Ausstattung kam von uns."

Noch wichtiger war der Klinikleitung die Ausstattung mit den notwendigen und nicht selten lebensrettenden Beatmungsgeräten. "Wir haben frühzeitig bestellt und alles zusammengezogen, was in unseren Häusern verfügbar war. Alle Geräte wurden sofort aufgebaut und einsatzfähig gehalten", so Gerhard Schlegl, der sich mit Bernd Hirtreiter auch im Lob für den Landkreis und insbesondere Landrat Michael Fahmüller einig ist: "Vom Landrat kam sofort das Signal: Ihr müsst machen, was notwendig ist. Der Schutz und die medizinische Betreuung der Bevölkerung ist der einzige Maßstab, der jetzt zählt." Das sei eine klare Ansage gewesen, die man umgesetzt habe.

Leitender Oberarzt Dr. Thomas Riedel stellt die unmittelbare Bedeutung der immer in ausreichender Zahl vorhandenen Beatmungsplätze heraus. "Wir waren damit in der Position, dass wir keinen Patienten diese wichtige Behandlung verweigern mussten", so der Mediziner, der weiß, dass es in anderen Teilen Europas durchaus anders ausgesehen hat. "Es gab Länder, in denen beispielsweise betagte Patienten keine Beatmung mehr erhalten haben, weil man die Geräte nur den Patienten zugestand, die jünger waren und deshalb bessere Überlebenschancen hatten", so Dr. Riedel.

Mitte März ging es dann richtig zur Sache: "Wir waren voll einsatzfähig, und das war auch gut so. Denn wir hatten fast ständig zwischen 50 und 70 Betten auf den Stationen belegt", berichtet Dr. Riedel. Manchmal seien es sogar noch mehr gewesen. Nicht alle mussten beatmet werden. Doch die Zahl der Patienten, deren Körper sich nicht mehr alleine mit der lebensnotwendigen Atemluft versorgen konnte, stieg zwar an, konnte aber immer mit den vorhandenen Ressourcen bewältigt werden. Jeder Patient habe die Therapie bekommen, die für ihn notwendig war, darin sind sich die Mitglieder des Krisenstabes einig.

Dabei gab es übrigens immer einen Grundsatz: "Wir haben die Behandlungen eingesetzt, die wissenschaftlich fundiert waren. Zudem waren wir aber durch unseren Austausch mit den großen Zentren in Regensburg oder München immer auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse. Das war uns sehr wichtig", unterstreicht Dr. Kienle.

Und wie geht es nun weiter, nachdem die Staatsregierung beschlossen hat, dass Kliniken wieder in den "Normalzustand" zurückgefahren werden können? Gerhard Schlegl ist klar: "Wir sind verpflichtet, in Bereitschaft zu bleiben. Innerhalb von 48 Stunden müssen wir in den Krisenmodus zurückkehren können. Das würden wir sicher schaffen." Ein großer Vorrat an Schutzkleidung und Masken sei eingelagert, das Personal wisse, was zu tun sei.

Gerhard Schlegl ist davon überzeugt, dass eine zweite Corona-Welle durchaus möglich sein könnte, denn: "Das Thema hat sich nicht erledigt. Die Eindämmung, die in unserem Land gelungen ist, sind sowohl den guten politischen Entscheidungen, vor allem aber der Disziplin der Bürger zu verdanken." Jedoch schwinde derzeit die Bereitschaft, sich weiter an wichtige Regeln zu halten. "Und das ist schon beunruhigend", wie Schlegl betont.