Kliniken fahren langsam wieder hoch

Sprechstunden in den Fachabteilungen - Psychosomatik soll am 12. Mai wieder öffnen

Sollte sich nichts Dramatisches ändern, wollen die Rottal-Inn Kliniken in der nächsten Zeit ihren Betrieb langsam wieder hochfahren, kündigt Vorstand Gerhard Schlegl an. "Wir haben bei den Corona-Fällen stabile Zahlen. Diese haben sich auf ein Niveau eingependelt, das wir gut händeln können."

Im ersten Schritt bieten die Fachabteilungen Chirurgie und Innere Medizin sowie das MVZ am Krankenhaus Eggenfelden wieder Sprechstunden vorrangig für die Patienten an, bei denen ein Behandlungsaufschub ein medizinisches Risiko bedeuten würden, so Schlegl. "Wir wollen nämlich nicht, dass sich Menschen nicht behandeln lassen, weil sie Angst haben sich anzustecken." Diese Befürchtung sei unbegründet, da dieser Bereich abgeschirmt sei. Zudem lasse man nur eine begrenzte Zahl an Patienten zu.

Natürlich finden nach wie vor Notfall-OPs am Krankenhaus statt. Außerdem will man in Zukunft auch wieder Eingriffe bei chronischen Schmerzen möglich machen. "Dann können die Neurochirurgen Operationen an der Wirbelsäulen machen. Zudem sollen die beiden OP-Säle am Krankenhaus Pfarrkirchen für die Orthopäden an zwei Tagen in der Woche geöffnet werden", kündigt der Klinik-Vorstand an.

Bei allen moderaten Öffnungen werde man aber stets die Corona-Zahlen im Auge behalten, betont Schlegl. Derzeit würden neun Menschen auf der Intensivstation beatmet werden. "Wenn es bei den neun bis 15 Patienten bleibt, dann hätten wir viel gewonnen." Da die Gesamtzahl der Covid-19-Patienten seit gut einer Woche stabil sei, habe man nur noch eine Isolierstation. Auch am Krankenhaus Pfarrkirchen behandle man nach wie vor Corona-Infizierte. Obwohl der Betrieb am Krankenhaus zurückgefahren worden sei, habe man keine Mitarbeiter in Kurzarbeit, wie Schlegl betont. "Wir setzen das Personal dort ein, wo es gebraucht wird. Denn der Aufwand auf einer Corona-Station sei deutlich höher."

Auch die psychosomatische Fachklinik in Simbach soll bald wieder öffnen. Diese war auf Grund der Ansteckungsgefahr Ende März geschlossen worden. "Wir haben ein Konzept erstellt, wie man unter Corona-Bedingungen arbeiten kann", sagt Gerhard Schlegl. Am 12. Mai will man mit 30 Patienten starten. Schritt für Schritt will man dann die Kapazität auf 60 und später 90 Patienten erhöhen. Zu dem Konzept gehört, dass nur Einzelzimmer zur Verfügung stehen. "Außerdem wird es nur kleine Therapie-Gruppen mit fünf Patienten geben."

Bei all den Maßnahmen, um wieder zur Normalität zurückzukehren, sei oberstes Ziel, Personal und Patienten zu schützen. "Wir gehen kein Risiko ein", betont Schlegl. Gleichzeitig appelliert er an die Menschen: "Wer krank ist, muss zum Arzt gehen."

Das gilt auch für die Notaufnahmen: "Wenn jemand unsere Hilfe braucht, dann sind wir für ihn da, sieben Tage in der Woche und 24 Stunden rund um die Uhr": Diese klare Feststellung macht Hans-Peter Kronawitter, der ärztliche Leiter des Notaufnahmezentrums der Rottal-Inn Kliniken am Krankenhaus Eggenfelden, nicht ohne Grund.

Dem Mediziner und seinen Kolleginnen und Kollegen ist aufgefallen, dass sich auch in der Region ein Trend bemerkbar macht, der mittlerweile schon bundesweit spürbar ist: "Seit die Corona-Krise so richtig im Bewusstsein der Bürgerinnen angekommen ist, erleben wir immer wieder Fälle, in denen Menschen trotz ihrer Beschwerden nicht oder erst zu spät in die Notaufnahme kommen", so Kronawitter.

Hinter dieser Verzögerung stecke dann oftmals die Angst, sich in der Klinik das Corona-Virus "einzufangen", doch dieses Risiko, so der Mediziner, sei eher als gering einzustufen. "Wir gehen mit diesem Thema offen um, denn so zu tun, als ob es Corona nicht gäbe, wäre mehr als fahrlässig", betonte Kronawitter.

"Wir achten selbstverständlich in diesen Zeiten noch mehr als üblich auf die Einhaltung der Hygienestandards, die in einer Notaufnahme ja ohnehin sehr hoch liegen", bestätigt Hans-Peter Kronawitter. Dies liege im Übrigen auch im Interesse der Mitarbeiter aus dem ärztlichen und pflegerischen Dienst. "Wir wollen ja, dass unsere Patienten gesund werden und unser Team gesund bleibt", bringt es der Arzt auf den Punkt.

Schutzkleidung, ständige Desinfektion, penible Sauberkeit, das sei auch schon in der Zeit vor Corona üblich gewesen, doch in Zeiten der Pandemie sei gewissermaßen "noch eine Schippe obendrauf gelegt worden". Spezielle Schutzkittel, Masken und Schutzschilde vor dem Gesicht gehören jetzt zum alltäglichen Bild im Notaufnahmezentrum. "Wir arbeiten so, als ob jeder Patient infektiös wäre – damit sind Patienten und Mitarbeiter auf der sicheren Seite", so Kronawitter.

Dabei hat Hans-Peter Kronawitter durchaus Verständnis dafür, dass Menschen sich vor einer Ansteckung fürchten: "Man darf das Risiko, sich zu infizieren, nicht auf die leichte Schulter nehmen. Vor so einer Einstellung kann man nur warnen", sagt er. Und deshalb sei es auch wichtig, die bekannten Regeln wie das Vermeiden von Anhusten oder Anniesen, das Einhalten von Sicherheitsabständen und andere Maßnahmen einzuhalten.

Aber das dürfe auf keinen Fall dazu führen, dringende notfallmedizinische Maßnahmen nicht durchführen zu lassen. "Wer eine Verletzung hat, die nicht aufhört zu bluten, gehört genauso in die Notaufnahme wie jemand, der plötzlich starke Schmerzen in der Brust hat – hier darf man nicht abwarten", nennt der erfahrene Notfallmediziner nur zwei Beispiele von vielen. Natürlich sei es dann wichtig, dass man gleich Bescheid gibt, wenn man eventuell aus einer Quarantäne heraus in die Notaufnahme kommt, damit sich das Personal der Notaufnahme auch auf diesen Faktor einstellen kann.

Warum sich die Zahl der Patienten in der Notaufnahme trotz mancher, wenn auch ungerechtfertigter Bedenken, nicht verringert hat, auch dafür hat Hans-Peter Kronawitter eine Erklärung: "In der Zeit der Ausgangseinschränkungen haben viele Menschen beispielsweise Reparaturen am Haus oder in der Wohnung durchgeführt. Da gab es dann schon eine Steigerung bei den häuslichen Unfällen", das hat sich aus der Art der Verletzungen ergeben.

Und auch der Umstand, dass so mancher Urlaubsplan den Reisebeschränkungen zum Opfer gefallen ist, könnte sich ausgewirkt haben: "Viele Menschen haben sich da auf das Fahrrad in der Garage besonnen, um eine schöne Tour zu machen. Leider kam es auch zu einer Reihe von Stürzen, weil mancher Radler nicht mehr so geübt war".

Manchmal wurden aber auch die körperlichen Belastungen etwas unterschätzt, wenn sich dann Erschöpfung, Atemnot und Herzbeschwerden einstellten. Dann waren auch diese Freizeitsportler ein Fall für das Notaufnahmezentrum.