"Blutdruck im Blick" kann dem Schlaganfall vorbeugen

Rottal-Inn Kliniken bieten modernste Behandlung in der Stroke Unit

Von li.: TC-Hems Christian Reiter, PD Dr. Jens Göttler, Oberarzt für diagnostisch-interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Jozo Kajic, Medizinisch-technischer Radiologieassistent (beide München Klinik Harlaching) und Pilot Ralf Göttlinger.

Eggenfelden. Jährlich erleiden rund 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall, wobei etwa 60 Prozent in der Folge auf Therapien, Hilfsmittel oder sogar auf lebenslange Pflege angewiesen sind. Ein Schlaganfall entsteht, wenn ein Blutgefäß im Gehirn oder Hals verstopft oder platzt, was zu einer Mangeldurchblutung führt. Gehirnzellen können dadurch absterben.

Anlässlich der bundesweiten Aktion „Tag gegen den Schlaganfall“ weist der Chefarzt der Inneren Medizin-Kardiologie der Rottal-Inn Kliniken, Prof. Dr. Christian Gleißner und Hans-Georg Gramsl, Leitender Arzt der Schlaganfallstation, auf die besondere Bedeutung einer schnellen Behandlung hin: „Bei Verdacht auf einen Schlaganfall muss sofort der Notruf 112 gewählt werden, hier darf nicht gezögert werden“.  Typische Anzeichen, so die erfahrenen Mediziner, sind plötzliche Seh- und Sprachstörungen, Lähmungen, Taubheitsgefühle, Schwindel sowie starke Kopfschmerzen.

Bluthochdruck, in der Medizin als „Hypertonie“ bezeichnet, gilt als „leiser Killer“, da er das Risiko für einen Schlaganfall um das Vierfache erhöht und die Gefäßwände schädigt, was Arteriosklerose begünstigt. Experten schätzen, dass mindestens 70 Prozent aller Schlaganfälle vermeidbar wären – durch gesunde Lebensweise, ausgewogene Ernährung, Bewegung, Rauchverzicht und konsequente Behandlung erhöhter Blutdruckwerte. „Früherkennungssignale ernst zu nehmen und bei Risikofaktoren frühzeitig zu handeln, ist entscheidend“, so Hans-Georg Gramsl. Wichtig sei es auch, den eigenen Blutdruck zu kennen und auch regelmäßig zu kontrollieren oder kontrollieren zu lassen.

Für die Versorgung von Schlaganfallpatienten verfügt die Rottal-Inn Klinik in Eggenfelden über eine zertifizierte Schlaganfalleinheit (Stroke Unit), die jährlich rund 600 Patienten betreut. Eingebunden in das TEMPiS-Netzwerk (Telemedizinisches Schlaganfall-Netzwerk Südostbayern) wird eine 24/7-Akutversorgung gewährleistet. Neben der Lysetherapie wird in der Klinik auch die interventionelle Thrombektomie angeboten, eine bahnbrechende Methode zur mechanischen Entfernung von Blutgerinnseln im Gehirn. „In den letzten Jahren hat die Thrombektomie die Behandlung revolutioniert: mit einem Katheter wird dabei das Gerinnsel direkt im Hirngefäß beseitigt“, so dass der Blutstrom wieder gesichert ist. Bisher mussten Patienten für diese Behandlung in Zentren nach München oder Regensburg verlegt werden – ein zeitaufwändiger Prozess. Mit dem innovativen Pilotprojekt „Flying Interventionalists“ fliegt nun ein Spezialist zum Patienten nach Eggenfelden, um die Behandlung direkt vor Ort durchzuführen. „Das verkürzt die Behandlungszeit erheblich und verbessert die Heilungschancen deutlich“, so der Mediziner.

Persönliche Geschichte: Ein besonderer Moment

Christian Reiter, Notfallsanitäter mit der Ausbildung zum Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member – kurz TC HEMS – hat in Eggenfelden eine Tante, die er nur selten sieht. Er hatte ihr versprochen, sie zu informieren und auf einen Kaffee einzuladen, wenn er mit dem „Flying Intervention Team“, den erfahrenen Schlaganfallspezialisten wieder einen Einsatz in der Rottal-Inn Klinik Eggenfelden hätte. Dieses Versprechen wurde kürzlich eingelöst – und dabei  konnte er auch von der erfolgreichen Behandlung des Patienten berichten. Bei diesem Treffen war deutlich zu sehen, wie stolz Heidemarie Angler auf ihren Neffen ist – den Helden des innovativen Projekts, das Leben retten kann. Es war ein berührender Moment, der zeigt: Hinter jeder technischen Innovation stehen Menschen mit Herz und Familie. „Wir sind stolz darauf, unseren Patienten mit diesem Ansatz die bestmögliche Versorgung bieten zu können“, bekräftigt Prof. Dr. Christian Gleißner, Chefarzt der Kardiologie und des Schlaganfallzentrums.