Von der Vollschwester zur Pflegefachfrau

Berufsfachschule für Krankenpflege feiert 50. Jubiläum - Chor des ersten Pflegekurses singt Ständchen

Ein Baum als Erinnerung an das Jubiläum: (v.l.) komm. stellvertr. Schulleiterin Elisabet Schoske, MdL Martin Wagle, Landrat Michael Fahmüller sowie den Klinikvorständen Bernd Hirtreiter und Gerhard Schlegl.

Eggenfelden. „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“, diesen bekannten Kanon sang der Chor der Pflegeschülerinnen vor 50 Jahren bei der Eröffnung der Berufsfachschule für Krankenpflege in Eggenfelden. Erst kurz zuvor hatten die jungen Leute ihre Ausbildung aufgenommen. Jetzt ließen sie den Chor von damals noch einmal auferstehen: für das Jubiläum „50 Jahre Berufsfachschule für Krankenpflege“ hatte die damalige Pflegeschülerin Renate Hebertinger ihre ehemaligen Klassenkameradinnen zusammengeholt und so wurde das Lied noch einmal gesungen - viel Applaus gab es von den Ehrengästen der Jubiläumsfeier für diese nette Idee.

Noch bevor im Sommer des Jahres 1974 das neue Krankenhaus in Eggenfelden offiziell eröffnet wurde, war die Pflegeschule schon in Betrieb gegangen, die praktische Ausbildung fand damals noch im alten Eggenfeldener Krankenhaus in der Pfarrkirchnerstraße statt. Das Jubiläum wurde jetzt in der neuen „Gesundheitsakademie Rottal-Inn“ neben dem Eggenfeldener Krankenhaus gefeiert.

Klinik-Vorstand Bernd Hirtreiter begrüßte die Gäste, unter ihnen die Führungsspitze der Kliniken, die Vertreter der Berufsfachschule, Landrat Michael Fahmüller, MdL Martin Wagle und eine Reihe von Mitgliedern des Verwaltungsrates und der Personalvertretung. Mit Uta und Sylvester Winkler waren sogar noch zwei Lehrkräfte des ersten Kurses der Schule gekommen.

Hirtreiter ging zurück in die Zeit, als die Entscheidung fiel, in Eggenfelden ein neues Krankenhaus mit Personalwohnheim und Fachschule zu errichten. 1971 begannen die Arbeiten an der Schule, am 15. November 1972, auf den Tag genau also vor 50 Jahren, wurde die Bildungseinrichtung eröffnet. 1975 legten 13 weibliche und 2 männliche Schüler das Examen ab, „die Hälfte von ihnen übrigens mit einer 1 vor dem Komma“, auch das war Hirtreiter eine Erwähnung wert und er ergänzte: „Diese guten Ergebnisse verzeichnen wir auch heute noch, das macht uns durchaus stolz“.

Nachdem die Schule zu eng geworden war, wurde sie 2014 in das HAWI-Gebäude im Gewerbegebiet verlegt, doch die Lösung erwies sich nicht als ideal: es war eine der ersten Planungen des neuen Vorstandsteams Bernd Hirtreiter und Gerhard Schlegl, die 2018 an die Rottal-Inn Kliniken gekommen waren, die Schule wieder an das Klinikum anzuschließen, „da gehört sie hin“, so Hirtreiter. Bei Landrat Michael Fahmüller, dann auch beim Verwaltungsrat, sei man sofort auf offene Ohren gestoßen, die neue Gesundheitsakademie sei das gelungene Ergebnis dieser Planungen.

Landrat Michael Fahmüller unterstrich die Weitsicht der Politik vor 50 Jahren: die Krankenpflegeschule habe den Betrieb aufgenommen, bevor das neue Krankenhaus fertiggestellt war – man habe schon damals gewusst, dass man eine so große und moderne Klinik nur mit Personal betreiben kann, dass top-modern ausgebildet wurde. „1300 Auszubildende haben seither an dieser Schule ihren Abschluss gemacht und, was das Schöne ist: sehr viele von ihnen sind hiergeblieben, haben ihr Berufsleben bei den Rottal-Inn Kliniken verbracht“, erinnerte Fahmüller.

Doch die Arbeit der Pflegefachkräfte sei im Laufe der Jahre immer komplexer geworden. „Waren die Pflegekräfte früher einmal vor allem Helferinnen und Helfer der Ärzteschaft, wurden sie später Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sehr eigenverantwortlich handeln können und müssen. Die Vielzahl der Fachgebiete und der Behandlungsmöglichkeiten, die es heute schon in einem Krankenhaus der Grundversorgung gibt, würde nicht funktionieren ohne ein hohes Maß an Spezialisierung auch bei den Pflegekräften“.  Dieses „Rüstzeug“ werde noch heute an der jetzigen Gesundheitsakademie vermittelt, doch auch die Vermittlung von Werten wie Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Empathie für den kranken Menschen stehe in der Ausbildung ganz oben auf den Lehrplänen. Fahmüller berichtete, dass sich bei anonym gehaltenen Umfragen ergeben habe, dass über 90 Prozent der stationär behandelten Patientinnen und Patienten die Rottal-Inn Kliniken weiterempfehlen würden. „Dieser hervorragende Wert liegt sicher auch in der guten Ausbildung begründet“, merkte der Landrat und Verwaltungsratsvorsitzende an.

MdL Martin Wagle nannte das Jubiläum einen „sehr guten Grund für eine schöne Feier“, denn das 50-jjährige Bestehen zeige auch deutlich: „Immer wieder haben sich junge Menschen an dieser Schule angemeldet, um einen Beruf zu erlernen, der zu den wichtigsten überhaupt gehört“, so der Abgeordnete. Die Pflege kranker Menschen sei eine Aufgabe, die man nicht nur aus fachlicher, sondern vor allem aus menschlicher Sicht gar nicht hoch genug einzuschätzen. Das Wissen und Können in der Pflege werden hier im Landkreis Rottal-Inn an der Berufsfachschule seit 5 Jahrzehnten immer auf dem neuesten Stand unterrichtet und genau das trägt sehr viel dazu bei, dass unsere Rottal-Inn Kliniken einen guten Ruf weit über die Grenzen des Landkreises hinaus haben.

Mit einem herzlichen Grußwort wurde die kommissarische Schulleiterin Irmgard Piechottka aus Bangladesh zugeschaltet, wo sie derzeit ehrenamtlich für eine Hilfsaktion tätig ist. In einem liebenswert gestalteten Beitrag erinnerte sich Renate Hebertinger zurück an die Ausbildung zur Krankenschwester, sie war Mitglied des ersten Kurses. So hätten die Schülerinnen im Schulgebäude schlafen müssen, „um 22 Uhr wurde kontrolliert, ob wir alle im Bett waren“, berichtete sie. Die Ausbildung sei streng gewesen, „ohne Haube ging gar nichts, dies war Vorschrift“, schmunzelte sie. Außergewöhnlich gut sei der Zusammenhalt gewesen, übrigens auch später bei der Arbeit in den Kliniken. „Wenn dieser Geist der Schule noch heute so gut ist und bleibt, dann mache ich mir keine Sorgen um die Zukunft der Pflegeausbildung“, so Hebertinger.

Kommissarische stellvertretende Schulleiterin Elisabeth Schoske, die äußerst charmant durchs Programm führte, beleuchtete die Vergangenheit und Zukunft der Pflegeausbildung und stellte fest, dass sich einiges im Laufe der Zeit geändert hat, aber es dennoch auch Konstanten in der Ausbildung gibt. So ist damals wie heute eine gute Gemeinschaft wichtig, „das sei es auch, was diesen Beruf, damals Vollschwester und Vollpfleger, jetzt Pflegefachfrau und Pflegefachmann, so schön macht“. Pflegedirektorin Dr. Stephanie Vogt lobte die Leistung der Schule und konnte feststellen, dass die Kliniken auch hervorragende Möglichkeiten zur Weiterbildung anbieten können. Ärztlicher Direktor Dr. Klaus Kienle verglich die Rottal-Inn Kliniken mit Blick auf die Ausbildung mit anderen ihm bekannten Kliniken und er stellte fest: „Eine so gute Schule als echten Aktivposten gegen den Fachkräftemangel – das habe ich als Arzt noch nirgendwo sonst erlebt“.

Am Ende der Veranstaltung ab es noch einen „Außentermin“: vor der Gesundheitsakademie wurde ein Apfelbaum gepflanzt, der, so Vorstand Hirtreiter, im Idealfall noch in 50 Jahren an dieses Jubiläum erinnern werde.