Trotz Corona der Traumberuf

Pflegeschüler der Rottal-Inn Kliniken stehen hinter ihrer Berufswahl - In der Pandemie besonders gefordert

Auch in Pandemie-Zeiten stehen sie hinter der Entscheidung für einen Beruf in der Pflege: (von links) Kursleiter Maximilian Baur, Schulleiter Georg Muselmann, Berufspädagogin Sandra Lohr sowie die Auszubildenden Simone Winkelhofer, Leni Straubinger, Lisa-Marie Stojmanovski, Dilara Özgümüs und Jakob Schießl.

Eggenfelden. Wohl kein anderer Berufszweig steht derzeit so sehr im Fokus wie die Pflege- und Heilberufe. Die Pandemie hat großen Teilen der Gesellschaft deutlich gemacht, wie wichtig die Menschen sind, die sich in Kliniken und Pflegeeinrichtungen um kranke Menschen kümmern – nicht nur auf den Intensivstationen, sondern auch in vielen anderen Bereichen.

Vor diesem Hintergrund geht derzeit die Sorge um, die Pandemie, ihre Auswirkungen und nicht zuletzt die beschlossene Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen könnten junge Menschen davon abhalten, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Zumindest beim Besuch in der Berufsfachschule für Pflege der Rottal-Inn Kliniken ergibt sich diese Eindruck nicht.

An Bewerbern mangelt es nicht

„Unsere jungen Leute sind sehr motiviert, ich habe das Gefühl, sie lernen sehr gerne und sie bereuen ihre Berufswahl nicht“, sagt Schulleiter Georg Muselmann. Probleme, einen neuen Kurs „voll zu bekommen“ habe es an der Berufsfachschule der Rottal-Inn Kliniken noch nie gegeben – zu gut sei der Ruf der Qualität der Ausbildung und alljährlich stelle sich nach den Zeugnisvergaben heraus, dass die Absolventinnen und Absolventen „mit Handkuss“ in anderen Kliniken eingestellt würden, selbst dann, wenn diese über eigene Ausbildungseinrichtungen verfügen, betont Muselmann.

„Wir haben uns diesen Ruf mit viel Engagement aller Lehrkräfte erarbeitet, heute profitieren wir davon, weil wir eigentlich immer genügend Bewerberinnen und Bewerber haben und unsere Anschlussjahrgänge können sich beim Blick auf die Zeugnisse durchaus sehr gut sehen lassen“, unterstreicht er. Auch aktuell laufende Gespräche mit jungen Leuten, die gerne eine Ausbildung in der Pflege absolvieren wollen, seien vielversprechend.

Und die jungen Leute selbst? Im Gespräch, bei dem der Schulleiter nicht anwesend ist, geht es natürlich auch um die Impfpflicht. Dazu haben die Schülerinnen und Schüler klare, aber nicht immer übereinstimmende Meinungen. Für die 18-jährige Lisa-Marie Stojmanovski aus Dietersburg steht beispielsweise fest, dass Impfungen im Gesundheitswesen immer schon einen festen Platz hatten: „Man tut das für sich und natürlich auch für die Patientinnen und Patienten – man will niemanden anstecken und sich auch selbst vor einer Ansteckung schützen“, steht für sie fest.

Leni Straubinger aus Johanniskirchen sieht dies etwas differenzierter. Die 16-jährige steht am Beginn ihrer Ausbildung, aber sie hat sich bereits Gedanken gemacht zum Thema „Impfung von Menschen in Gesundheitsberufen“. Für sie steht fest: „Ich bin sicher keine Impfgegnerin, aber ich finde es nicht korrekt, wenn man nicht geimpfte Personen pauschal als die schlechteren Menschen bezeichnet – man weiß doch gar nicht, was dahintersteckt, wenn sich jemand nicht impfen lässt.“ Diesen Menschen pauschal ein Stigma aufzudrücken, sei sicher nicht der richtige Weg.

„Wenn eine Impfpflicht, dann muss sie für alle gelten“

Die 18-jährige Simone Winklhofer aus Neuötting stellt klar, dass eine Impfpflicht ein gangbarer Weg wäre zurück zu mehr Normalität, aber wenn diese Pflicht nur für ein bestimmtes Berufsfeld gelten würde, dann könne sie das nicht nachvollziehen: „Wenn es eine Impfpflicht geben soll, dann muss sie für alle gelten, bei denen es keine medizinischen Gründe gegen eine Impfung gibt“, ist ihre Meinung. Vielleicht sei die Entscheidung etwas leichter für Personen, die täglich im Krankenhaus arbeiten: „Man sieht und betreut ja die Patienten, die oft schwer erkrankt sind an Corona.“

Dass sie in der Pandemie besonders gefordert sind in der Ausbildung und beim praktischen Einsatz in der Klinik, das streiten die jungen Leute gar nicht ab. Doch auch wenn sie natürlich auch mit infizierten Patienten zu tun haben, bemerkt man keine Unsicherheit: „wir lernen im praktischen Einsatz und im theoretischen Unterricht, wie wichtig Hygiene ist in einer Klinik – und das gilt jeden Tag, ob mit oder ohne Pandemie“, darin sind sich alle einig.

Doch es ist auch zu hören, dass gerade diese antrainierte Hygieneroutine ein Punkt wäre, der die Ungleichheit bei der Impfpflicht noch deutlicher macht. Die 20-jährige Dilara Özgümüs bringt es auf den Punkt: „Es gibt sicher nur sehr wenige Berufe, deren Vertreter so sehr auf die Einhaltung von Hygieneregeln gedrillt sind wie Fachkräfte in der Krankenpflege. In vielen anderen Berufen ist man auch sehr nah dran an anderen Menschen, aber hier hat man sich nicht einfach für eine Impfpflicht entschieden.“

Doch trotz aller Diskussionen: Der Beruf, für den sie sich entschieden haben, ist für die jungen Leute immer noch ihr Traumberuf. Leni Straubinger, die 16-Jährige aus Johanniskirchen, hat ihre Ausbildung in der Corona-Pandemie begonnen, aber sie hätte nicht im Traum daran gedacht, sich für eine andere Ausbildung zu entscheiden. „Meine Familie hat mich unterstützt, alle fanden es stark, dass ich mich so entschieden habe.“ Ihre Kolleginnen und Kollegen sehen das ganz ähnlich: „Wir haben gewusst, dass wir uns für einen anspruchsvollen, aber dafür eben auch sehr interessanten Beruf entschieden haben, in dem man Menschen direkt helfen kann – aber genau deshalb bleiben wir dabei.“